ON THE ROAD – Wie ein Schatz “unter der Pyramide“

Bob Dylans Bilderausstellung in der Heilbronner Kreissparkasse (2. Juli – 29. August 2021)

von Christof Graf

Große Galerien binden namhafte und große Künstler gerne an sich. Große und namhafte Künstler suchen nach großen Galerien. So tat es auch der malende Musiker und Nobelpreisträger Bob Dylan (80). Die Halcyon Gallery in London vertritt weltweit und exklusiv Verkaufs- und Ausstellungsrechte der Bilder von Bob Dylan. Als Hommage an Bob Dylan, der am 24. Mai 80 Jahre alt wurde, gibt es bis 29. August eine Ausstellung mit 60 seiner „On The Road“-Bilder, darunter 5 Unikate in Heilbronn. Die Ausstellung ist eine von insgesamt vier in ganz Deutschland.

„Die Ausstellung im Kunstforum der Kreissparkasse Heilbronn ist tatsächlich auch die umfangreichste“, sagt die dortige Pressesprecherin Isabell Voigt. „Das ist allein der Tatsache geschuldet, weil wir hier größere Räumlichkeiten vorfinden, als in einer Galerie“, so Ted Bauer, von der Premium Modern Art, der die vier Ausstellungen in Deutschland organisiert. Das Kunstforum mit dem verheißungsvollen Namen „Unter der Pyramide“ birgt mit Bob Dylans Bildern einen wahrhaften Schatz.

„Es ist die erste Galerie-Ausstellung von Bob Dylans Bildern in Deutschland überhaupt, seitdem er 2007 in Chemnitz weltweit erstmals ausstellte, aber das war eine Museums-Ausstellung“, unterstreicht Isabell Voigt das Alleinstellungsmerkmal der Heilbronner Ausstellung.

In dem Licht durchfluteten Glas-Foyer kommen Dylans Bilder in schwarzen oder silbernen Museumsrahmen an weißen Wänden angebracht, geradezu wie inszeniert zur Geltung. Gezeigt werden Bilder von Bob Dylans „The Drawn Blank Series“, „The Beaten Paths“, „The Asia Series“ und Lithographien der „Mondo Scripto Series“. Es sind Bilder aus Dylans Gedächtnis als Erinnerungen an seine bis kurz vor der Pandemie anhaltende „Neverending Tour“. Seit 1988 gab er etwa 100 Konzerte pro Jahr. Gelegenheiten hatte der Singer/ Songwriter also genug, um Bilder mit dem Kopf zu fotografieren, die er anschließend malerisch auf Leinwände projizierte. Es sind teils großformatige bunter Bilder, die zeigen, wie Dylan sein Amerika sieht, wenn er unterwegs ist. Einige sind bunt, andere dezent, einige in Öl, andere als Siebdruck. Es sind natürlich auch klassische Klischeebilder von Highways und Eisenbahnstrecken, von Motels und Diners dabei. Das (97 x 94 cm) großformatige „Late In The Day, Houston Street, 2017“ in einem nachmittäglichen Blau ist ein solches Beispiel. Auch Auszüge seiner berühmten „Mondo Scripto Serie“ werden gezeigt. Dabei handelt es sich um signierte Visualisierungen von Bob Dylans Liedern. Links findet man auf diesen jeweils 44 x 73 cm großen Lithografien von Dylan handschriftlich verfasste Songtexte, rechts daneben eine seiner aus seiner Sicht dazu passenden Schwarz-Weiß-Zeichnung. Die Bilder der „Asian Series“ wirken „schwerer“ und dunkler, als die bunten leichtzugänglicheren der „Beaten Path Series“. Bei dieser 2016 entstandenen Serie widmet sich Dylan insbesondere amerikanischen Landschaften.

Nein, Dylan ist natürlich kein Picasso, wie ihn Song-Poet Leonard Cohen einmal beschrieb, als er auf Dylans Bildreichtum in dessen Liedtexten angesprochen wurde. Malerei ist für Bob Dylan lediglich zusätzliches Ausdrucksvermögen.

Gemalt hat Dylan schon früh, bekannt wurde das erst später. In seinen 2004 erschienenen Memoiren datiert er seine Aktivitäten in der Bildenden Kunst auf Anfang der 1960er Jahre. 1970 gestaltete er sein Album „Self Portrait“ mit einem Selbstportrait. Weitere Bilder waren in  seinem Buch „Writings and drawings“ (1973) zu finden. 1994 wurden 92 seiner Werke in dem Buch „Drawn Blank“ veröffentlicht. Ausstellungen mit überarbeiteten Versionen dieser Bilder wurden weltweit erstmals in den Kunstsammlungen Chemnitz 2007 gezeigt. Jetzt gibt es deutschlandweit auch neuere Werke in der Ausstellung „On The Road“ in Heilbronn zu sehen. Sie hat einen Verkaufswert von über einer halben Million Euro. Die meisten der Bilder sind käuflich zu erwerben. Die günstigsten liegen bei 2.900 Euro, das teuerste, eines der „Drawn Blank“-Bilder bei 84.000 Euro. Alle gezeigten Bilder sind limitiert, nummeriert und von Dylan selbst signiert. Käufer erhalten ein Zertifikat.

Organisiert wird die Ausstellung vom internationalen Galerie- und Verlagshaus Premium Modern Art mit Hauptsitz in Heilbronn-Böckingen. „Seit drei Jahren dürfen wir das grafische Werk Bob Dylans in Deutschland betreuen“, sagt Galerist Bauer. Warum „On The Road“ ausgerechnet in Heilbronn zu sehen ist? „Dylans Galerie in London hatte Interesse an Werken an dem von uns vertretenen amerikanischen Künstler James Francis Gill, im Gegenzug durften wir Bob Dylans Werke zeigen.“ 

„Wenn Bob Dylan malt, hält er sich an die Realität“, hat der medienschaue Künstler, einmal über sich selbst gesagt. Zu seinen Ausstellungen oder gar zu Vernissagen erscheint Dylan ebenso wenig, wie er zur Verleihung seines Literaturnobelpreises 2016 nicht erschienen ist. Sein Bedürfnis zu zeichnen, begründetete er damit, sich ausdrücken zu wollen, „wenn einem die Worte fehlen“. Mit den Bildern der „On The Road“-Ausstellung in Heilbronn eröffnen sich neue Blicke auf den wortgewaltigen Rock-Literaten. Man muss kein Bob Dylan-Fan sein, um seine Bilder zu mögen, man darf sich aber daran erfreuen, im Jahr seines 80. Geburtstages eine seltene Gelegenheit zu haben, Originale und Lithografien eines vielseitigen Ausnahme-Künstlers des 20. und 21. Jahrhunderts sehen zu können.  CHRISTOF GRAF

„On The Road“ – Bilder-Ausstellung mit Lithographien und Unikaten von Bob Dylan in Heilbronn. Foto: Christof Graf

Info:

Die Bob-Dylan-Ausstellung „On the Road“ ist im Kunstforum „Unter der Pyramide“, neben dem Foyer der Kreissparkasse Heilbronn, Am Wollhaus 14, 74072 Heilbronn noch bis Sonntag, 29. August 2021 zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9.00 bis 17.30 Uhr und donnerstags von 9.00 bis 18.00 Uhr. Eintritt ist frei. Ausstellungskatalog: 10 Euro. Weitere Infos: www.premium-modern-art.com

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